Die Perle by Steinbeck John

Die Perle by Steinbeck John

Autor:Steinbeck, John [Steinbeck, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


5

Der Mond stand am Himmel, und noch hatten die Hähne nicht gekräht. Keno öffnete die Augen, denn er hatte eine Bewegung neben sich bemerkt.

Er rührte sich nicht und durchbohrte nur mit den Blicken das Dunkel. Im schwachen Licht des Mondes, das durch die Wände der Holzhütte drang, sah Keno, daß Juana aufgestanden war.

Leise ging sie zur Feuerstelle. Sie bewegte sich so vorsichtig, daß er nur ein ganz kleines Geräusch hörte, als sie den Stein von der Feuerstelle hob.

Und dann glitt sie wie ein Schatten zur Tür. Bei der kleinen Kiste, in der Coyotito lag, blieb sie für einen Augenblick stehen, aber schon im nächsten waren nur mehr die schwarzen Umrisse ihrer Gestalt in der Türöffnung zu sehen, und dann war sie verschwunden.

Wut erfaßte Keno. Er sprang auf und folgte ihr so leise, wie sie gegangen war. Er hörte sie mit schnellen Schritten zum Strand gehen und eilte ihr wütend nach. Juana ließ die Büsche hinter sich und stolperte über den steinigen Strand dem Meer entgegen. Und als sie hörte, daß er ihr nachkam, begann sie zu laufen. Sie hatte ihren Arm schon zum Wurf hochgehoben, als er sie ansprang, ihre Hand auffing und ihr die Perle entwand. Mit der geballten Faust schlug er sie ins Gesicht, und als sie auf die Steine fiel, stieß er noch mit dem Fuß nach ihr. Im bleichen Licht des Mondes sah er, wie die kleinen Wellen über sie schlugen. Ihre Schürze wurde mitgeschwemmt und klebte dann an ihren Beinen, als das Wasser wieder zurückfloß.

Keno fletschte die Zähne. Er fauchte sie wie eine Schlange an, aber er sah nur Juanas unerschrockene Augen auf sich gerichtet. Sie wußte, daß er zu morden fähig wäre, und sie fand es nur richtig so. Sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben und wollte nicht Widerstand leisten. Aber da schwand seine Wut, und Verachtung erfüllte ihn.

Er wendete sich von ihr ab, ging den Strand hinauf und dann weiter, entlang den Büschen, auf seine Hütte zu. Er war seiner Sinne nicht mehr mächtig.

Und dann hörte er plötzlich ein Geräusch, und er riß sein Messer heraus und hieb nach einer dunklen Gestalt. Er fühlte, daß sein Messer getroffen hatte, aber dann wurde er an den Knien gepackt und zu Boden gerissen. Gierige Finger durchwühlten seine Kleider, suchten ihn ab, und die Perle wurde ihm aus der Hand geschlagen. Sie rollte hinter einen kleinen Stein auf dem Pfad und glänzte im sanften Licht des Mondes.

Juana erhob sich mühsam. Im Gesicht und an der Seite, wo Keno sie gestoßen hatte, fühlte sie einen dumpfen Schmerz. Eine Weile blieb sie auf den Knien hocken. Sie empfand keinen Ärger über Keno. Er hatte gesagt: »Ich weiß, was ich will«, und für Juana waren das nicht leere Worte gewesen. Sie bedeuteten, daß er halb ein Wahnsinniger und halb ein Gott war. Sie bedeuteten, daß Keno gegen die Berge und gegen das Meer kämpfen wollte. Aber Juana wußte, daß die Berge ihn abschütteln konnten, daß das Meer weiterwogen, er aber ertrinken würde. Und doch war es sein Wille,



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